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METHODEN

Zuverlässigkeits­bewer­tung technischer Keramiken mit dem Weibull-Modul

Der Weibull-Modul beschreibt die Streuung der mechanischen Festig­keit technischer Keramiken. Er wird durch zerstörende Biege­versuche bestimmt und statistisch mithilfe der Weibull-Verteilung analysiert, um die Zuver­lässig­keit der Proben abzuschätzen zu können.

Während duktiles Material meist einer Normal­verteilung der Festigkeit folgt, beschreibt die Weibull-Verteilung das Bruch­verhalten spröder Werkstoffe wie technischer Keramiken, in denen ein Bruch durch Mikro­defekte und Inhomo­geni­täten ausgelöst wird.

Ein hoher Weibull-Modul – wie bspw. von ISO 13356 mit ≥ 8 gefordert – weist auf eine geringe Streuung der Festig­keit und stabile Herstel­lungs­prozesse hin. Ein niedriger Modul hingegen signalisiert grössere Schwan­kungen und damit eine geringere Zuverlässigkeit.

Nach welchen Normen testen wir?

Wenn immer möglich, führen wir unsere Prüfleistungen nach oder in Anlehnung an diese internationalen Normen durch:

  • ISO 20501
  • ISO 13356

Welche Geräte verwenden wir?

  • Universalprüfmaschine ZwickRoell 1475 / Kraftbereich bis 100 kN
  • Software Minitab

Was Sie über diese Methode wissen sollten?

Was ist der Weibull-Modul und was sagt er aus?

Der Weibull-Modul ist ein Mass für die Streu­ung der Festig­keits­werte in spröden Werk­stoffen, insbesondere in technischen Keramiken. Während duktile Materia­lien typischerweise eine Normal­verteilung der Festigkeit aufweisen, folgt das Bruch­verhalten spröder Werkstoffe in der Regel einer Weibull-Verteilung.

Der Grund dafür liegt in der mikro­struktu­rellen Natur keramischer Werk­stoffe: Der Bruch wird primär durch Mikro­defekte und Inhomo­geni­täten aus­gelöst. Gemäss dem Weakest-Link-Modell führt der schwächste Punkt im Material zum Versagen der gesamten Struktur.

Ein hoher Weibull-Modul – wie ihn z. B. die ISO 13356 mit einem Mindest­wert von 8 fordert – deutet auf eine geringe Streu­ung der Festig­keits­werte hin. Das bedeutet: Die Defekte sind gleich­mässiger verteilt, und die Her­stel­lungs­prozesse waren konstant und stabil. Ein niedriger Weibull-Modul hingegen weist auf grosse Schwankungen in der Defekt­vertei­lung hin, was die Zuver­lässig­keit des Werk­stoffs deut­lich mindert

Entsprechend ISO 13356 werden zur Bestimmung des Weibull-Moduls 4-Punkt Biegetests nach ISO 14704 durchgeführt. 

Warum reicht nicht der Mittelwert der bestimmten Festigkeiten um zwei Chargen miteinander vergleichen zu können?

Der Mittelwert der Biege­festig­keit allein liefert nur eine begrenzte Aussage­kraft über die Qualität und Zuver­lässig­keit einer Charge. Zwei Chargen können zwar den­selben Mittel­wert aufweisen, sich jedoch erheblich in der Streuung ihrer Festig­keits­werte unterscheiden. Diese Streuung kann auch mit der Standard­abweichung nicht aus­reichend beschrie­ben werden, weil die Festig­keit von keramischen Proben nicht der Normal­verteilung sondern der Weibull-Verteilung folgt. 

Wie viele Proben sind nötig, um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten?

Für eine zuverlässige Weibull-Statistik empfehlen wir, mindes­tens 30 Proben zu testen – das ist auch die empfoh­lene Mindest­anzahl in der Norm ISO 20501. Mit weniger oder mehr Proben reduziert oder steigert man die statistische Aussagekraft der Tests. 

Was erhalte ich als Kunde nach dem Biegeversuch und der Berechnung?
  • Den nach Norm korrekt berech­neten Weibull-Modul
  • Die ebenfalls nach Norm (ISO 13356) geforderten Werte: die charakte­ris­tische Weibull-Festig­keit, das 90% Konfidenz­inter­vall für den Weibull-Modul und die charakte­ris­tische Weibull-Festig­keit, den Erwar­tungs­wert-Berich­ti­gungs­faktor sowie den «erwar­tungs­treuer Schätz­wert des Weibull-Moduls».
  • Das Weibull-Diagramm

 

Sind die Analysen akkreditiert?

Ja, die Bestimmung des Weibull-Moduls ist bei uns validiert und nach ISO/IEC 17025 akkreditiert.

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Wer ist Ihr Ansprechpartner?

Stefan Jakobs
Teamleiter Bio- & Strukturmechanik
+41 32 644 2033